Eugen Drewermann plädiert für Vollgeld

Der bekannte Theologe Eugen Drewermann geht in seinem 2017 erschienenen Buch "Finanzkapitalismus" der Frage nach, was Menschen mit Geld machen – und was das Geld mit Menschen macht. Was bringt uns dazu, Gewinnsucht und Geldgier als eine unternehmerische Tugend zu betrachten und Geld und Gelderwerb in den Mittelpunkt unseres Lebens zu rücken? Die von der Realwirtschaft abgekoppelte Finanzwirtschaft bewirkt wachsende Ungerechtigkeit und spaltet zwischen Arm und Reich.

Eugen Drewermann bleibt nicht nur bei einer Analyse, er schreibt auch, wie wir uns vom Tanz ums Goldene Kalb befreien können. Das Buch endet dann mit einem Plädoyer für Vollgeld.

Anlässlich der Abstimmung über die Vollgeld-Initiative am 10. Juni 2018 einige Zitate aus dem lesenwerten Buch:

1     „Was das Schuldgeldsystem tatsächlich anrichtet, nimmt allerdings mit einer Staatsentmachtung seinen Anfang, und zwar in Gestalt einer kolossalen Verschwendung von Steuermitteln: Was als Giralgeld von den Banken „geschöpft“ wird, steht für Staatsausgaben nicht zur Verfügung.“ (S. 339)

2     „Nicht erst der Zinseszinseffekt, - das Schuldgeldsystem selbst erzwingt eine Wirtschaftsform des ständigen Wachstums mit all den verheerenden ökologisch und sozialen Folgen …. Was daraus hervorgeht, ist eine geschichtliche Apokalypse. Alle: der Staat, die Unternehmer, die Steuerzahler, die Konsumenten, sind im Schuldgeldsystem abhängig von der Bank, so wie am Anfang der Geldentstehung die Gläubigen von ihrem Tempel; und wie jene Kostbarstes von ihrem Besitz den Göttern opferten, um die Schuld ihres Daseins zu begleichen, so müssen die Gläubiger heute mit endlosen Zinsgebühren, Kreditrückzahlungen und Einsparungen ihre finanzielle Verschuldung abbüssen.“ (S. 341)

3     „Geld ist als Tauschmittel selber bereits das Allesbedeutende, Schuldgeld aber ist notwendigerweise das Einzigbedeutende, das höchste Gut, der Wert, der alles andere des Eigenwerts beraubt, der Inbegriff einer „Verantwortung“, die nur scheinbar sich der Renditemaximierung verpflichtet gibt, in Wahrheit aber nur der Ableistung der Schuld gewidmet ist, an dieser Form von Wirtschaft mitzuwirken. Keine höhere Aufgabe existiert im Schuldgeldsystem, als Schuldgeld durch Kreditrückzahlung zu vernichten, - eine unendliche Sklaverei.
Gibt es aus diesem irrsinnigen Vabanquespiel keinen Ausweg? Doch es gibt ihn … All die genannten Probleme verschwinden, wird an die Stelle des Schuldgeldes „Vollgeld“ gesetzt. Die alles entscheidende Änderung: Die Geldschöpfung der Banken wird eingestellt, und es ist – wieder – allein die Zentralbank, die sämtliche Geldmittel: Münzen und Banknoten, wie bisher, aber jetzt auch das Giralgeld, emittiert. Es wird jetzt wieder so, wie ehrliche Leute es sich vorstellen: Die Banken dürfen kein Geld mehr erzeugen, sie verleihen lediglich das Geld, über das sie aus den Einlagen der Sparer und von Seiten der Zentralbank wirklich verfügen.“ (S. 342)

Eugen Drewermann, Finanzkapitalismus, Kapital und Christentum Band 2, Patmos Verlag 2017
Infos zum Buch: www.patmos.de/finanzkapitalismus-p-8687.html


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